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Prinz Chaos: TsunamiSurfer (Review)

Artist:

Prinz Chaos

Prinz Chaos: TsunamiSurfer
Album:

TsunamiSurfer

Medium: CD
Stil:

Liedermacher zwischen Tsunami und lauem Lüftchen

Label: Sturm & Klang
Spieldauer: 52:58
Erschienen: 02.05.2014
Website: [Link]

Herzlichen Glückwunsch!
Der Preis für eins der bescheuertsten Cover des Jahres geht bereits im Mai 2014 an PRINZ CHAOS!
Bleibt nur zu hoffen, dass die Musik hinter dieser optischen Entgleisung nicht gleich auch eine akustische nach sich zieht. Doch auch diese Hoffnung läuft ansatzweise ins Leere und man fragt sich, was wohl KONSTANTIN WECKER geritten haben muss, „seine Provokanz“ (Originalsprech unseres singenden Chaos-Prinzen) auf seinem Wecker-Label „Sturm & Klang“ unterzubringen.

Die Antwort folgt stehenden Fußes, wenn man sich mal auf die Vita unseres singenden, wirklich echten Schlossherrn konzentriert. Der außergewöhnliche Liedermacher Wecker ist mit dem weniger außergewöhnlichen Liedermacher aus Wien befreundet und hat mit ihm sogar schon gemeinsam ein Buch veröffentlicht und ihn auf einem seiner Alben mitsingen lassen. Auch live treten beide mitunter gemeinsam auf. Gute Referenzen also - aber gute Referenzen allein genügen nicht, denn wenn der sich auf dem Cover als bunter Vogel erscheinende Musiker mit fremden Federn schmückt, ist das natürlich in Ordnung. Aber mit fremden Federn fliegt man eben nicht, da kommt es auf die eigenen Musikflügel an, die in seltenen Momenten zwar zum Steigflug ansetzen, aber viel zu oft nur etwas wirr herumflattern. So ist es wohl schon fast symptomatisch, dass der beste Song auf „TsunamiSurfer“ eine Ballade ist, die den für einige Leute sicher als Kaufanreiz dienenden schönen Namen „Ficken“ trägt, in dem unser Prinz deutlich klar macht, dass er nicht auf Prinzessinnen, sondern andere Prinzen steht. Da höre ich schon den „genialen“ Berlin sexy findenden und „grandiosen“ Flughafenexperten sowie partyhungrigen Li-La-Laune-Bär und nebenbei noch Oberbürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, laut sein legendäres „Und das ist gut so!“ rufen. Natürlich ist es gut - nur noch ein paar mehr Songs von dieser Qualität wären einfach besser für „TsunamiSurfer“, ein Album, das viele gute Absichten erkennen lässt, diese aber handwerklich zu schwach umsetzt.

Eine erste pure Frechheit ist der offensichtliche Klau der Welle auf dem Cover, das ein von Apple angebotenes Desktop-Hintergrundbild namens „The Great Wave“ ist. Dagegen hätte ich hier gerne mal ein paar Zeilen aus den Gedichten von PRINZ CHAOS zitiert, um, wie beispielsweise auf „Tot, aber glücklich“, ein wenig dessen eigenartige Dichtkunst zu beleuchten, aber da gibt's die eindeutige Warnung: „Nachdruck und jedwede weitere Veröffentlichung nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Rechteinhaber!“ zu lesen. Hier scheint wohl diesbezüglich das geschriebene Wort rechtlich hochwertiger als jede gestalterische Grafik. Egal, würde wenigstens das gesungene Wort das halten, was einem der Promo-Begleitzettel verspricht, wenn wir dort von „abwechslungsreich und von großem Melodienreichtum“ und „sprachlich das Beste, was deutsche Texte derzeit bieten“ oder „hinreißende Liebeslieder“ lesen. Nein, so schlecht steht es noch nicht um die deutsch-dichtende Lied(ermacher)-Kunst, dass wir „TsunamiSurfer“ als Qualitätsmaßstab ansetzen sollten.

Bereits der nicht gerade königlichen Stimme sind zu deutliche Grenzen gesetzt, die höchstens das Prädikat „Mittelmaß“ erhalten können und garantiert nicht an die offensichtlichen Vorbilder WECKER, DEGENHARDT, KREISLER oder HIRSCH herankommt, wobei der Tod der drei Letztgenannten auch eine wichtige Rolle in „Schwarzer November“ spielt. Besonders schlimm klingt das dann bei „Das Papamobil“, in dem der Ex-Papst Ratzinger zurecht als die Dumpfbacke vorm Herrn verspottet wird und der Schwulenhass der Kirche genauso thematisiert wird wie der Kindes- oder besser Ministranten-Missbrauch in den Reihen der scheinheiligen Kuttenträger. Aber auch „TsunamiSurfer“ mit seinem gestelzten Wortspiel-Text, „Weitersroda“, „Queer As Folk“, „Soldatenliebe“ oder „Freelancing Slave“ sind nicht gerade ein „göttlicher“ Ohrenschmaus, sondern eher die vokalen Ohr-Trompeten von Jericho.

Vielleicht könnte man den gewöhnungsbedürftigen, wenig charismatischen Gesang ja noch ertragen, wenn wenigstens die Texte wirkliche lyrische oder poetische Meisterleistungen wären. Doch auch die zeichnen sich oftmals dadurch aus, dass der Rhythmus und damit der Klang nicht richtig zusammenpassen oder immer wieder der Versuch unternommen wird, Ironie und Satire versteckt oder offensichtlich bewusst einzuflechten, wobei am Ende vielleicht höchstens noch etwas Witziges übrig bleibt, wobei auch die Kombination von stellenweise englischen und deutschen Textpassagen herhalten muss. Kein Wunder, wenn man als Musiker aus der Stadt kommt, in welcher auch FALCO seine Lebensgeschichte geschrieben hat.

Viel bleibt am Ende von „TsunamiSurfer“ nicht hängen, außer die ruhigeren oder nachdenklicheren Songs, wie „Gefährliche Zeiten“, „Schwarzer November“ und natürlich „Ficken“!

FAZIT: Das vierte Album von PRINZ CHAOS wird garantiert in der Liedermacher- oder Musik-Welt keinen „Tsunami“ entfachen, sondern höchstens ein wenig dazwischen hin- und her-„surfen“, bis es im seichten Gewässer des Vergessens versinkt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4072x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
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Tracklist:
  • TsunamiSurfer
  • Weitersroda
  • Gefährliche Zeiten
  • Soldatenliebe
  • Tomorrow, My Boy
  • Freelancing Slave
  • Das Papamobil
  • Schwarzer November
  • Queer As Folk (Tanzen)
  • Blutende Schiffe
  • Marrakesch
  • ... dass man sich wärmt, in der Nacht!
  • Ficken.
  • Schloss im Schnee

Besetzung:

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